Unterstriche einblenden
Beim Entwickeln eines Kontextmenüs entstand das Problem, dass die Unterstriche nicht zu sehen waren. Ich fand den Trick heraus, sie wieder einblenden zu lassen: in der Systemsteuerung unter Bedienung der Tastatur erleichtern findet sich die Einstellung Tastenkombinationen und Zugriffstasten unterstreichen.
Erst bei nachfolgenden Tests kam heraus: wenn man das Kontextmenü mit der Tastatur öffnet, erscheinen sie. Wenn man es mit der rechten Maustaste aktiviert, erscheinen sie nicht. Es entbehrt nicht einer gewissen Logik, führt aber leider dazu, dass die Hotkeys mit den bei uns im Büro verbreiteten Mac-Tastaturen nicht gut getestet werden können.
Missverständnisse
Der erste Kommentar meiner Arbeitskollegin: „Das ist aber hässlich!“. Ich versuchte herauszubekommen, was daran falsch sein sollte, die Schnellzugriffstasten des Menüs nicht sichtbar zu machen. Nach Gesprächen mit anderen Kollegen und Kolleginnen stellte sich heraus, dass das Wissen über Schnelltasten komplett verloren gegangen war.
Microsoft hat es verstanden, durch Ausblenden der Unterstriche im ersten Schritt und der kompletten Menüstruktur in der Folge, die Benutzer komplett auf die Maus zu fokussieren.
Nun wird mir auch klar, warum manche Programmierer in ihren Applikationen programmweite Hotkeys auf die Kombination Alt+Buchstaben legen – sie wissen es einfach nicht besser.
Historisches
Es ist klar, dass nicht mehr viele jemals in ihrem Leben ein DOS-Programm gesehen haben. Deshalb hier mal ein Beispiel:
Zu dieser Zeit war eine Maus noch ein optionales Zubehör. Die Menüstruktur musste mit der Tastatur erreicht werden können, hierzu diente ALT+Buchstabe. Im vorliegenden Beispiel kommt man mit der Tastenkombination ALT+O, P, G zum gewählten Punkt.
Das selbe gilt für Dialoge: die hervorgehobenen Buchstaben weisen auf Schnelltasten zu den einzelnen Feldern hin.
ALT+c führte in diesem Dialog direkt zur Auswahl des Geschlechts.
Besonders beliebt zu jener Zeit war Turbo Vision zum Erstellen von komplexen Oberflächen.
Diese Verhaltensweisen wirken sich aus bis heute. Noch immer ist das Hauptmenü so ansprechbar. Auch ein Kontextmenü kann durch *KONTEXT, Buchstabe* bedient werden.
Ausblick
Man muss nicht unbedingt Konsolenfreak und vi-Benutzer sein, um die Vorteile der Tastaturbenutzung auszunutzen.
ALT+F, o führt meistens zum Öffnen einer Datei, auch wenn der globale Hotkey vergessen wurde. ALT+SPACE, x führt zum Maximieren eines Fensters, auch wenn keine Windows-Taste zur Verfügung steht. Und das ganze, ohne nach der Maus greifen zu müssen!
Ich denke, das ist auch der Grund, warum ich die mit Microsoft Office eingeführten Ribbons ablehne. Nicht nur, dass der konkrete Funktionsumfang der Sofware nicht mehr einsehbar ist und keine vorhersehbare Menüstruktur vorherrscht – man wird zu einer (langsamen) Mausbedienung gezwungen, weil die einzelnen Elemente gar nicht mehr zugänglich sind.